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Ablauf der Vorlesung
Vorbereitungsphase: Die Studierenden erarbeiten sich über digitale Medien Wissensinhalte. Pro Vorlesungseinheit werden drei 20- bis 30-minütige Videos angeboten. Jedes Video hat eigene Leitfragen und kann orts- und zeitflexibel von den Studierenden angeschaut werden.
Präsenzphase: Die Lernenden wenden in Präsenz das Wissen aktiv an. Dabei leiten die Lehrpersonen Diskussionsrunden, Debatten und andere Aufgaben an. Auch offene Fragen können hier geklärt werden. Darüber hinaus kommen auch hier wieder digitale Tools zum Einsatz. Ziel ist es, das Gelernte anzuwenden und einen Transfer beispielsweise zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und aktuellen Forschungsprojekten herzustellen.
Verstetigungsphase: Zu Hause oder in Lerngruppen wird das Wissen weiter vertieft, die Inhalte nachgearbeitet und individuelle Wissenslücken geschlossen und sich so auf die Modulabschlussprüfung vorbereitet.
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Ziele
Ziel des Projekts ist es eine anwendungsbezogenere Vorlesung zu gestalten. Insbesondere die Sozialpsychologie beschäftigt sich mit vielen Themen, die in der Gesellschaft und im Alltag eine Rolle spielen. Daher bietet es sich an, den Transfer zwischen Theorie und Alltag herzustellen.
Zusammenfassend ist das Ziel des Projekts, dass die Studierenden…
- sich tiefes und nachhaltiges Wissen aneignen,
- auf die Lebens- und Arbeitswelt 4.0 vorbereitet werden,
- ihre psychologischen Schlüsselkompetenzen weiter ausbauen können und
- ihre Lernmotivation gesteigert wird.
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Für welche Formate eignet sich der Digital Flipped Classroom?
Der Digital Flipped Classroom eignet sich sowohl für reine online- als auch gemischte Formate. Ursprünglich war angedacht, statt der Frontalvorlesung im Hörsaal jeweils drei kürzere Videos zur Verfügung zur stellen anhand derer sich die Studierenden die Wissensinhalte zur jeweiligen Sitzung selbstständig erarbeiten können. Zusätzlich dazu sollte jede Woche eine Präsenzsitzung stattfinden, in der die Studierenden die Inhalte der Vorlesung anhand von Kleingruppenarbeiten, Mentimeterfragen und anderen interaktiven Übungen vertiefen können. Da durch die Corona-Pandemie eine Durchführung der Präsenzsitzungen nicht möglich war, wurden diese als online Zoom-Konferenz abgehalten und es wurde mit Breakout Räumen gearbeitet. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht, weshalb wir davon ausgehen, dass das Format für beide Formen der Lehre gut geeignet ist.
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Empirischer Hintergrund
Lernpsychologisch zeigt sich, dass ein Lehrangebot effektiver ist, wenn theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen verknüpft (Renkl, 2015) und die Nützlichkeit dieses Wissens erfahr- und verstehbar wird (Gaspard et al., 2015).
Das Format des „Flipped Classroom“ steigert nachweislich die Motivation und hilft kognitive Überlastung zu minimieren (Abeysekera & Dawson, 2015). Darüber hinaus zeigen aktuelle Studien, dass ein kontinuierlicher Umgang mit Tablets, Smartphones u. ä. im Kontext des Studiums wichtig ist, um verantwortungsvolle Recherche, Kommunikation wie auch Wissensaneignung einzuüben (Galley et al., 2017; Nölte, 2017).
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Quellen
- Abeysekera, L. & Dawson, P. (2015). Motivation and cognitive load in the flipped classroom: Definition, rationale and a call for research. Higher Education Research & Development, 34(1), 1-14.
- Galley, K., Mühlich, I., Bettinger, P., Mayrberger, K. (2017): Tablets im Studienalltag: Veränderung von Lernumgebungen und Verschiebung von Grenzen? Ergebnisse der UniPAd-Vertiefungsstudie. In: Kerstin Mayrberger, Johannes Fromme, Petra Grell und Theo Hug (Hg.): Jahrbuch Medienpädagogik 13. Vernetzt und entgrenzt - Gestaltung von Lernumgebungen mit digitalen Medien (S. 181-194). Wiesbaden: Springer VS
- Gaspard, H., Dicke, A.-L., Flunger, B., Brisson, B. M., Häfner, I., Nagengast, B., & Trautwein, U. (2015). Fostering adolescents’ value beliefs for mathematics with a relevance intervention in the classroom. Developmental Psychology, 51, 1226-1240.
- Nölte, B. (2017): Meinung: Lernen in der digitalen Gesellschaft. Hg. v. Bundeszentrale für politische Bildung. Online verfügbar unter https://www.bpb.de/lernen/digitalebildung/ werkstatt/245316/meinung lernen-in-der-digitalen-gesellschaft, zuletzt geprüft am 21.09.2020
- Renkl, A. (2015). Drei Dogmen guten Lernens und Lehrens: Warum sie falsch sind. Psychologische Rundschau, 66(4), 211-220.
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Moodle
Moodle ist eine E-Learning Plattform, die es Dozent:innen ermöglicht, den Studierenden auf unkomplizierte Art und Weise das Material zum Kurs zur Verfügung zu stellen, zu kommunizieren, Aufgaben zu Lerninhalten zu stellen und vieles mehr. Im Folgenden werden die einzelnen Elemente, die wir für unseren Moodle-Kurs verwendet haben, näher erläutert.
- How to flip Video: Das How to Flip Video bietet den Studierenden eine kurze Möglichkeit, sich mit dem Konzept des Digital Flipped Classroom bekannt zu machen.
- Funktion Aktivitätsabschluss: Diese Funktion dient den Studierenden zur Übersicht ihres eigenen Lernfortschritts. Inhalte, die bereits bearbeitet worden sind, können abgehakt werden.
- Fragenforum Das Fragenforum ist ein wichtiges Element der Kommunikation mit den Studierenden. Außerdem ist das Forum ein wichtiges Tool der Vorbereitungsphase, da so kontrolliert werden kann, ob die Studierenden die Inhalte des theoretischen Teils verstanden haben. Es können weitere Diskussion in der Präsenzphase angeregt werden.
- Ankündigungen: Es erlaubt unkomplizierte Ankündigungen, ohne dass immer Emails verschicken werden müssen.
- Feedbackecke: Die Feedbackecke ermöglicht es Studierenden, anonym konstruktive Kritik am Vorlesungskonzept zu äußern.
- Geteilte Notizen: Hierbei handelt es sich um eine Funktion, bei der Studierende ihre mitgeschriebenen Notizen (ob aus der Präsenz- oder Vorbereitungsphase) mit ihren Kommiliton:innen teilen können.
- Vorlesungsvideos: Die theoretischen Inhalte zur jeweiligen Sitzung werden in Form von Videos vermittelt. In diesen ist die Aufnahme einer klassischen Vorlesung zu sehen. Dabei wird die Aufnahme in drei Teile geteilt. Der Foliensatz, den der:die Dozent:in verwendet, wird ebenfalls zur Verfügung gestellt.
- Mentimeterfrage: Die Fragen dienen zur Feststellung, ob die gesehenen Inhalte auch verstanden worden sind. Es wird jeweils eine Frage pro Video gestellt (demnach werden insgesamt pro Sitzung drei Mentimeterfragen gestellt)
Unsere Empfehlung:
Allgemein empfehlen wir, die einzelnen Funktionen in kurzen, aber präzisen Sätzen näher zu beschreiben, damit die Studierenden wissen, womit Sie es zu tun haben. So können keine Missverständnisse entstehen, gerade wenn es darum geht, an wen der Inhalt gerichtet ist und von wem er kommt.
Im Folgenden möchten wir reflektieren, welche Elemente gut für das Konzept funktionieren und welche nicht.
Die Feedbackecke wurde im ersten Semester des Digital Flipped Classrooms (SS 2021) sehr rege benutzt, dieses Semester (WS 2021/22) jedoch eher selten. Trotzdem würden wir diese Funktion empfehlen, da so stetige Verbesserungen an den Inhalten/Aufgaben etc. vorgenommen werden können.
Die geteilten Notizen wurden von den Studierenden nicht wirklich verwendet, weswegen wir in Zukunft auf dieses Tool verzichten würden.
In unserer Evaluation hat sich gezeigt, dass die Studierenden insbesondere die hochgeladenen Vorlesungsvideos als hilfreich empfanden. Wir würden empfehlen, alle benötigten Inhalte, die während Vorbereitungs- und Präsenzphase verwendet werden, auf Moodle zur Verfügung zu stellen. Außerdem beschrieben viele der Befragten das Einreichen der Fragen im Fragenforum für sinnvoll.
Insgesamt würden wir Moodle als Plattform für die vor- und nachbereitende Phase weiterempfehlen, da wir sie sowohl für Studierende als auch für Dozent:innen als sehr benutzerfreundlich einstufen. Es ist schnell und einfach möglich, sich in die einzelnen Funktionen von Moodle einzuarbeiten und bietet zudem eine unkomplizierte Möglichkeit, mit den Studierenden in Kontakt zu treten. Moodle bietet noch etliche alternative Funktionen, die wir nicht verwendet haben, aber dennoch sinnvoll für das Flipped Classroom Konzept eingesetzt werden könnten.
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Mentimeter
Mentimeter ist ein E-Learning Tool. Es ermöglicht Interkation zwischen Studierenden und Lehrenden und kann helfen bestehende Wissenslücken zu identifizieren. Mit Hilfe eines internetfähigen Gerätes können Studierende anonym über Fragen abstimmen beziehungsweise auf diese reagieren. Dabei kann zwischen verschiedenen Formaten, wie zum Beispiel einem Multiple Choice oder einem Offenen Antwortformat, gewählt werden. Studierende gelangen entweder über einen geteilten Link direkt zu den Mentimeterfragen oder werden zu diesen weitergeleitet, nach der Eingabe eines geteilten Codes auf der Mentimeter Homepage.
Beim Erstellen der Slides kann rechts an der Seite unter dem Reiter Type zwischen verschiedenen Formaten der Slides gewählt werden. Diese sind unterteilt in beliebte Fragenformate, kompetitive Qizzes und Inhaltsfolien. In unserem Beispielfall wurde die Wordcloud als Format gewählt.
Unter dem Reiter Content, wie in dem Screenshot oben zu sehen, lassen sich inhaltliche Einstellungen vornehmen. Dort können Sie Ihren Text einfügen und wenn Sie mögen auch eine Grafik. Diese kann die Folie verschönern oder sich auf die Frage beziehen. Außerdem lässt sich einstellen wie viele Antworten jemand pro Frage geben kann und ob Fragen mehrmals oder nur einmal beantwortet werden können. Wenn Sie auf das „?“ klicken, finden Sie Erklärungen für die einzelnen Funktionen. In unserem Beispiel wurde keine Grafik eingefügt. Die Teilnehmenden Studierenden konnten an der Umfrage einmal teilnehmen und konnten drei Antworten geben.
Einsatzmöglichkeiten: z.B. zur Überprüfung des Selbststudiums oder zur Anregung von Diskussionen
Anwendungsbereich: Vorbereitungs-, Präsenz-, & Verstetigungsphase
Unsere Erfahrungen mit Mentimeter: Wir haben Mentimeter während der Vorbereitungsphase genutzt. Dabei haben wir hauptsächlich mit dem Format Word Cloud, Open Ended und Multiple Choice gearbeitet. Den Studierenden stand zu jedem der drei Vorlesungsvideos eine Mentimeterfrage zur Reflektion des Gelernten und Überprüfung des Selbststudiums zur Verfügung. Die Ergebnisse der Mentimeterfragen wurden in der folgenden Präsenzphase zusammen mit dem Dozierenden besprochen. Die Mehrheit der Studierenden empfand die Mentimeterfragen als hilfreich. Über 65% der Studierenden, die an der Evaluation des Wintersemesters 2021/2022 teilnahmen, bewerteten die Mentimeterfragen als nützlich oder eher nützlich.
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Arbeitsbuch
Das Arbeitsbuch bietet den Studierenden die Möglichkeit, Inhalte aus den Präsenzsitzung zu notieren und die gewonnenen Erkenntnisse persönlich zu reflektieren - und damit dauerhaft festzuhalten.
Es kann dabei genutzt werden, um persönliche Gedanken, Fragen, Notizen und Ergebnisse aus den Gruppenübungen niederzuschreiben oder anderweitig darzustellen. In auf die Veranstaltung abgestimmten Textfeldern können alle Inhalte strukturiert festgehalten werden.
Das Arbeitsbuch umfasst Abschnitte für jede der 12 Präsenzsitzungen und die Textvorlagen teilen sich dabei für jede Sitzung in jeweils zwei Bereiche auf, die nachfolgend genauer erläutert werden. Diese sind für jede Sitzung entsprechend gekennzeichnet.
Teil I – Notizen und Ergebnisse der Präsenzsitzung
Dieser Abschnitt bietet die Möglichkeit, Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Präsenzsitzung festzuhalten. Dies können z.B Antwortmuster aus der Mentimeter-Auswertung, Antworten auf Fragen der anderen Studenten oder Gruppenergebnisse aus den Übungen sein.
Die einzelnen Textfelder dieses Abschnittes sind in Hinblick auf den Ablauf der Präsenzsitzungen konzipiert worden. Hierdurch wurde eine übersichtliche Struktur geschaffen, die das Ausfüllen erleichtert und einen guten Überblick gewährleistet.
Es gab die Möglichkeit die Ergebnisse im Anschluss an die Präsenzveranstaltung auf Moodle hochzuladen und die Ergebnisse dadurch mit anderen Studierenden zu teilen. Dadurch konnten andere Sichtweisen kennengelernt und damit zusätzliche Gedankenimpulse geschaffen werden.
Teil II - Persönliche Reflexion
Im zweiten Teil des Arbeitsbuches geht es um die persönliche Reflexion. Diese Reflexion soll den Studierenden die Chance bieten, sich nach der Sitzung noch einmal in Ruhe Gedanken zum Thema der Veranstaltung zu machen und diese festzuhalten. Dadurch wird die Möglichkeit geschaffen in Zukunft Wichtiges noch einmal nachzusehen, Inhalte zu wiederholen, sich interessante Erkenntnisse wieder vor Augen zu führen und spannende Denkanstöße zu reaktivieren.
Unsere Erfahrungen mit dem Arbeitsbuch:
Das Arbeitsbuch wurde von den Studierenden leider nicht so gut angenommen und wenig verwendet.
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Arbeitsaufwand
Inhalt
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Zufriedenheit der Studierenden
Inhalt
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Kompetenzerwerb
Inhalt
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Rahmenbedingungen
Inhalt
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Digitale Werkzeuge
Inhalt
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Verhalten des Dozenten
Inhalt
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Lernmotivation & -verhalten der Studierenden
Inhalt
Die ausführliche Evaluation des Digital Flipped Classroom an der Universität Jena finden Sie HIER (LINK EINFÜGEN).
Mehr Informationen über das Team des "Digital Flipped Classroom" Projekts finden Sie hier.
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Publikationen, Veröffentlichungen, Vorträge zum Projekt
1.) 24. November 2020 DiesLegendi 2020 der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Projektvorstellung Digital Flipped Classroom Psychologie als audiounterstütztes Poster :
2.) Digitaler Show-Case am 14. Juni 2021 mit rund 100 Teilnehmenden in den virtuellen Räumen des E-Learning-Tages der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Digital Flipped Classroom – „Das Lehr- und Lernformat der Zukunft?“
Präsentation Digital Show Casepdf, 2 mb
3.) August 2021- Newsletter Lehre 03/2021- Lehre DER ZUKUNFT der Friedrich-Schiller-Universität Jena