Was ist der "Digital Flipped Classroom"?

Hier erklären wir Ihnen, worum es bei dem Projekt geht!
Dr. Dana Schneider über ihr Projekt

Audio: Dr. Dana Schneider

Was ist der "Digital Flipped Classroom"?

Im Bachelorstudiengang Psychologie der FSU soll das Sozialpsychologiemodul neu gestaltet werden. Für die 300 Studierenden, die jedes Semester das Modul belegen, soll eine Mischung aus digitaler Lehre und anwendungsorientierten Präsenzveranstaltungen angeboten werden. 

  • Warum heißt es "Digital Flipped Classroom"?

    In der traditionellen Lehre wird den Studierenden in der Vorlesung theoretischer Stoff vermittelt und ab und an diskutiert. Die Transfer-Leistung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Problemen, Forschungsfragen oder die Bewertung bzw. Einordnung bestimmter Inhalte in einen Gesamtkontext leisten die Studierenden dann zumeist alleine zu Hause, in ihren individuellen Lerngruppen oder manchmal in begleitenden Seminaren.  

    Das Konzept des „Flipped Classroom“ sieht nun vor, dass theoretische Wissensinhalte nicht mehr gemeinsam in der Vorlesung, sondern alleine zu Hause - mit Hilfe von Erklärvideos- erarbeitet werden. Die Präsenzphasen werden stattdessen dafür genutzt, die theoretischen Inhalte gemeinsam anzuwenden, zu diskutieren und zu vertiefen.  

    Den Beinamen “Digital“ hat das Format, da die theoretischen Wissensinhalte digital zur Verfügung gestellt werden. 

    Vergleich von einer Traditioneller Vorlesung und dem "Digital Flipped Classroom"
    Vergleich von einer Traditioneller Vorlesung und dem "Digital Flipped Classroom"
    Illustration: Olia Blacher
  • Empirischer Hintergrund

    Lernpsychologisch zeigt sich, dass ein Lehrangebot effektiver ist, wenn theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen verknüpft (Renkl, 2015) und die Nützlichkeit dieses Wissens erfahr- und verstehbar wird (Gaspard et al., 2015).  

    Das Format des „Flipped Classroom“ steigert nachweislich die Motivation und hilft kognitive Überlastung zu minimieren (Abeysekera & Dawson, 2015). Darüber hinaus zeigen aktuelle Studien, dass ein kontinuierlicher Umgang mit Tablets, Smartphones u. ä. im Kontext des Studiums wichtig ist, um verantwortungsvolle Recherche, Kommunikation wie auch Wissensaneignung einzuüben (Galley et al., 2017; Nölte, 2017). 

  • Ziele

    Ziel des Projekts ist es eine anwendungsbezogenere Vorlesung zu gestalten. Insbesondere die Sozialpsychologie beschäftigt sich mit vielen Themen, die in der Gesellschaft und im Alltag eine Rolle spielen. Daher bietet es sich an, den Transfer zwischen Theorie und Alltag herzustellen. 

    Zusammenfassend ist das Ziel des Projekts, dass die Studierenden… 

    • sich tiefes und nachhaltiges Wissen aneignen,​ 
    • auf die Lebens- und Arbeitswelt 4.0 vorbereitet werden,​ 
    • ihre psychologischen Schlüsselkompetenzen weiter ausbauen können und 
    • ihre Lernmotivation gesteigert wird. 
  • Ablauf der Vorlesung
    Konzept des Digital Flipped Classroom als Grafik
    Konzept des Digital Flipped Classroom als Grafik
    Graphic: Dr. Dana Schneider

    Jede Vorlesungseinheit besteht aus drei Phasen: Vorbereitung, Präsenzveranstaltung und individuelle Verstetigung des Lernstoffes.

    Vorbereitungsphase:​ Die Studierenden erarbeiten sich über digitale Medien Wissensinhalte​. Pro Vorlesungseinheit werden drei 20- bis 30-minütige Videos angeboten. Jedes Video hat eigene Leitfragen und kann orts- und zeitflexibel von den Studierenden angeschaut werden.  

    Präsenzphase: ​Die Lernenden wenden in Präsenz das Wissen aktiv an. Dabei ​leiten die Lehrpersonen Diskussionsrunden, Debatten und andere Aufgaben an. Auch offene Fragen können hier geklärt werden. Darüber hinaus kommen auch hier wieder digitale Tools zum Einsatz. Ziel ist es, das Gelernte anzuwenden und einen Transfer beispielsweise zu aktuellen gesellschaftspolitischen Themen und aktuellen Forschungsprojekten herzustellen.   

    Verstetigungsphase: ​Zu Hause oder in individuellen Lerngruppen wird das Wissen weiter vertieft, die Inhalte nachgearbeitet und eventuelle Wissenslücken geschlossen. Diese Phase dient der Vorbereitung auf die Modulabschlussprüfung am Ende des zweiten Semesters.  

  • Quellen
    • Abeysekera, L. & Dawson, P. (2015). Motivation and cognitive load in the flipped classroom: Definition, rationale and a call for research. Higher Education Research & Development, 34(1), 1-14. 
    • Galley, K., Mühlich, I., Bettinger, P., Mayrberger, K. (2017): Tablets im Studienalltag: Veränderung von Lernumgebungen und Verschiebung von Grenzen? Ergebnisse der UniPAd-Vertiefungsstudie. In: Kerstin Mayrberger, Johannes Fromme, Petra Grell und Theo Hug (Hg.): Jahrbuch Medienpädagogik 13. Vernetzt und entgrenzt - Gestaltung von Lernumgebungen mit digitalen Medien (S. 181-194). Wiesbaden: Springer VS  
    • Gaspard, H., Dicke, A.-L., Flunger, B., Brisson, B. M., Häfner, I., Nagengast, B., & Trautwein, U. (2015). Fostering adolescents’ value beliefs for mathematics with a relevance intervention in the classroom. Developmental Psychology, 51, 1226-1240.  
    • Nölte, B. (2017): Meinung: Lernen in der digitalen Gesellschaft. Hg. v. Bundeszentrale für politische Bildung. Online verfügbar unter https://www.bpb.de/lernen/digitalebildung/ werkstatt/245316/meinung lernen-in-der-digitalen-gesellschaft, zuletzt geprüft am 21.09.2020  
    • Renkl, A. (2015). Drei Dogmen guten Lernens und Lehrens: Warum sie falsch sind. Psychologische Rundschau, 66(4), 211-220.